BGH-Urteil: Der Kündigungsbutton als Pflicht bei Abonnements ohne Verlängerung

Guido Kluck, LL.M. | 10. Juli 2025

Das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in der Sache I ZR 161/24 setzt neue Maßstäbe, was die Handhabung von Kündigungen bei Abonnements ohne automatische Verlängerung betrifft. Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, ihren Kunden einen direkt zugänglichen Kündigungsbutton zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung markiert einen signifikanten Schritt hin zu mehr Verbraucherschutz und Transparenz im digitalen Handel.

Der zugrunde liegende Sachverhalt

Der Fall dreht sich um ein Abonnement-Modell der Otto Group, das weit bekannt als Otto Up Plus auftritt. Vor dem Bundesgerichtshof wurde die Frage verhandelt, ob die bisherige Praxis, Kündigungen umständlich über mehrstufige Prozesse zu regeln, mit den Ansprüchen an den Verbraucherschutz vereinbar ist. Die Richter haben entschieden, dass schon aus Transparenzgründen ein unmittelbar erreichbarer und klar beschrifteter Kündigungsbutton erforderlich ist.

Rechtslage und Begründung des Urteils

Die rechtliche Grundlage bildet § 312k Abs. 1 BGB. Dieser fordert für Online-Verträge bestimmte Transparenzanforderungen. Der BGH sieht in der bestehenden Praxis der mehrstufigen Kündigungsprozesse eine Verletzung dieses Transparenzgebots. Der Kündigungsbutton muss nicht nur klar beschriftet, sondern auch maximal in zwei Schritten erreichbar sein. Dies soll die kontinuierlichen Verpflichtungen eines Dauerschuldverhältnisses widerspiegeln, da während der Vertragslaufzeit solche Verpflichtungen bestehen.

Konsequenzen für die Praxis

Diese Entscheidung wirkt sich unmittelbar auf eine Vielzahl von Branchen aus. Hierzu gehören insbesondere Streaming-Dienste wie Disney+, die nun gezwungen sind, ihre Kündigungsprozesse neu zu gestalten. Auch die Telekommunikationsbranche sieht sich gezwungen, ihre bestehenden Modelle zu überprüfen und dementsprechend umzugestalten. Ziel ist, die Kündigungsoption klar und direkt zugänglich zu machen, was wiederum die Nutzerzufriedenheit steigern dürfte.

Impuls für Verbraucherrecht und politische Dimensionen

Das Urteil stärkt nicht nur die Rechte der Verbraucher, sondern unterstreicht auch die Bedeutung von Organisationen wie dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), die maßgeblich an der Klageführung beteiligt waren. Solche Entscheidungen könnten künftig die Regulierung von Abo-Modellen und Geschäftsbedingungen nachhaltig beeinflussen.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Unternehmen sind nun herausgefordert, ihre Abo-Modelle zu überdenken und Kündigungsprozesse zu vereinfachen. Um rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, ist es essenziell, sämtliche Modelleinordnungen auf Dauerschuldverhältnisse zu überprüfen. Der Kündigungsbutton sollte klar beschriftet und auf maximal zwei Schritte reduziert werden. Mobile Optimierung ist unerlässlich, um Verbrauchern auf allen Plattformen gleiche Zugänglichkeit zu bieten.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das BGH-Urteil Unternehmen dazu zwingt, kundenorientierte Lösungen zu entwickeln, die einerseits den rechtlichen Vorgaben entsprechen und andererseits die Benutzerfreundlichkeit nicht aus den Augen verlieren. Der deutlich vereinfachte Prozess der Vertragskündigung stellt einen signifikanten Fortschritt im Verbraucherschutz dar und fördert letztlich die Markttransparenz.

Für Unternehmen ist es nun an der Zeit, die kürzesten Wege zu suchen, um diesen Anforderungen nicht nur zu genügen, sondern sie als Wettbewerbsvorteil zu gestalten. LEGAL SMART unterstützt Sie dabei, diese rechtlichen Hürden mit Leichtigkeit zu nehmen und Ihre digitalen Plattformen aus Verbrauchersicht zu optimieren.

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Guido Kluck, LL.M.

Rechtsanwalt Guido Kluck LL.M. ist Partner der Kanzlei LEGAL SMART am Standort Berlin. Er ist Ansprechpartner für das Recht der neuen Medien sowie für die Bereiche Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Urheberrecht, IT-Recht, Vertragsrecht und das Datenschutzrecht (DSGVO).

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